Im deutschen Schwäbisch Gmünd tagte vom 26. bis 28. Mai der General Council der Mennonitischen Weltkonferenz. Auf der Tagesordnung standen wichtige Entscheide zur Zukunft der globalen Dachorganisation der täuferisch-mennonitischen Kirchen. Zugleich gab es auch einiges zu feiern.
Vom 26. bis 28. Mai fand in Schwäbisch Gmünd in Deutschland das Treffen des General Councils der Mennonitischen Weltkonferenz (MWK) statt. Der General Council trifft sich alle drei Jahre, um den Auftrag der MWK zu gestalten, Anliegen und Erkenntnisse auszutauschen und gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Er setzt sich aus Personen aus 52 Ländern zusammen – alles Delegierte der Mitgliedskirchen der MWK. «Unser Treffen alle drei Jahre ist eine Zeit des gemeinsamen Lernens und der Bildung einer gemeinsamen Haltung, um gemeinsam Kirche in der Welt zu sein», sagt César García, Generalsekretär der MWK.
Strategie setzt Rahmen für Arbeit der MWK
Auf der Tagesordnung in Schwäbisch Gmünd stand die Strategie der MWK für die Periode von 2025 bis 2031. Sie sieht vor, dass die MWK starke Verbindungen zwischen den Kirchen schafft, die Bewahrung der Schöpfung thematisiert und sowohl ihre Netzwerke als auch junge Menschen stärkt. Der General Council genehmigte die Strategie und einigte sich damit auf einen klaren Rahmen für die Arbeit der MWK in den kommenden Jahren. «Mit dieser Strategie als Leitfaden können die Mitarbeitenden der MWK operative Ziele und Pläne formulieren», sagte César García.
Ausserdem wurden zwei Lehrdokumente verabschiedet: For God so Loved the Cosmos (Deutsch: Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt) zur Bewahrung der Schöpfung sowie Restoring Our Family to Wholeness: Seeking a Common Witness. A Common Statement of Confession, Gratitude and Commitment (Deutsch: Die Wiederherstellung der Einheit unserer Familie: Auf der Suche nach einem gemeinsamen Zeugnis. Eine gemeinsame Erklärung des Bekenntnisses, der Dankbarkeit und der Verpflichtung), das aus den Dialogen mit der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen hervorgegangen ist.
Klare Aufgabenbeschriebe für MWK-Netzwerke
Ebenfalls diskutiert und genehmigt wurden die Aufgabenbeschriebe der vier thematischen Netzwerke der MWK: Bildung, Mission, Frieden und Dienst. Diese sollen den Netzwerken einen klareren Zweck und eine einheitliche Struktur geben. «Dadurch wird es für die Mitgliedsorganisationen einfacher, sich auf ihre Ziele zu konzentrieren: stärkere Zusammenarbeit, Austausch bewährter Praktiken, gemeinsame Fortbildungsmöglichkeiten und die gemeinsame Verwirklichung von Zielen, die einzelne Organisationen nicht alleine erreichen können», erklärte J. Ron Byler, Koordinator der Sekretäre der MWK-Kommissionen. Die Netzwerke trafen sich in Schwäbisch Gmünd ebenfalls parallel zu den Treffen des General Councils.
Fair Share-Plan bis 2028 genehmigt
Zu den Themen, die an den Treffen des General Councils auf der Agenda stehen, gehören jeweils auch die Finanzen. In Schwäbisch Gmünd wurde der Fair-Share-Plan für die Jahre 2025 bis 2028 genehmigt. Der Fair Share ist der Beitrag, den die Mitgliedskirchen an die Weltkonferenz zahlen. In der Diskussion wurden die Delegierten daran erinnert, dass der Fair Share verhandelbar ist. «Verhandlungen sind besonders relevant für Mitgliedskirchen, die unter Krieg oder Naturkatastrophen leiden oder deren finanzielle Mittel unter den Wirtschaftsindikatoren ihres Landes liegen. Gleichzeitig ermutigen wir – im Sinne von 2. Korinther 8,13–15 – Kirchen mit grösseren finanziellen Möglichkeiten, über ihren Fair-Share-Anteil hinaus zu geben», sagte Bruce Campbell-Janz, Chief Development Officer der MWK.
Vom General Council wurden auch die Finanzprognosen für die kommenden Jahre gutgeheissen. «Dank gestiegener Spenden aus Stiftungen und von Einzelpersonen wird die MWK mit einer soliden finanziellen Basis in die nächsten drei Jahre starten. Wir danken unseren Spendern und Unterstützenden für ihre Bestätigung der Arbeit der MWK», sagte Jeanette Bissoon, Finanzchefin der MWK.
General Council wird nicht um YAB-Delegierte erweitert
Auf der Tagesordnung standen auch mehrere Vorschläge zum Engagement junger Menschen in der MWK. Seit der Einrichtung des YAB-Ausschusses (Young AnaBaptists) im Jahr 2011 wurde dessen Rolle kontinuierlich weiterentwickelt. Der General Council genehmigte die Wiederernennung der Mitglieder des YAB-Ausschusses neu für eine Amtszeit von drei statt sechs Jahren. Zwei derzeit amtierende Mitglieder des Ausschusses bleiben für eine zweite Amtszeit von drei Jahren im Amt, um Kontinuität zu gewährleisten. «Für junge Erwachsene ist es heute sehr wahrscheinlich, dass sich ihr Leben innerhalb einer sechsjährigen Amtszeit grundlegend verändert – vom Studium zum Beruf, vom Single-Dasein zur Familiengründung oder durch einen Umzug in eine andere Stadt oder gar in ein anderes Land. Drei Jahre sind eine realistischere Zeitspanne für ein Engagement», sagte Ebenezer Mondez, Mentor der YABs.
Der Vorschlag, die YAB-Delegierten zu Mitgliedern des General Councils zu machen, fand keine Zustimmung. In der anschliessenden Diskussion bekräftigten die Mitglieder des General Councils jedoch die Arbeit der YABs und die Bedeutung der Ausbildung junger Erwachsener für Führungsaufgaben.
Mitgliederzahl erhöht sich im Jubiläumsjahr auf 111
Schliesslich begrüsste der General Council mehrere neue Mitglieder: die Mennonite Church Burundi und die Kanisa la Mennonite la Kiinjili Tanzania als Vollmitglieder sowie die Association of Mennonite Brethren Churches of Ukraine als assoziiertes Mitglied. Alle diese Kirchen hatten seit 2022 das Verfahren zur Aufnahme in die MWK beantragt und wurden vom Exekutivkomitee der MWK aufgenommen. Auch die Iglesia Cristiana Menonita del Perú gehört neu als assoziiertes Mitglied zur MWK – sie wird sich jedoch erst 2028 dem General Council offiziell vorstellen. Damit ist die Gesamtzahl der Mitglieder auf 111 gestiegen – und das in jenem Jahr, in dem die Weltkonferenz ihr 100-jähriges Jubiläum feiert.
Dieses Jubiläum – ebenso wie das 500-Jahr-Jubiläum der Täuferbewegung – prägte das Treffen in Schwäbisch Gmünd massgeblich. Mit einem besonderen Programm wurde am 25. Mai gewürdigt, wie sich die erste Mennonitische Weltkonferenz vor 100 Jahren zu einer weltweiten Gemeinschaft von Täuferinnen und Täufern entwickelt hat. Am 29. Mai reisten die Mitglieder des General Councils weiter nach Zürich und nahmen gemeinsam am Begegnungstag zum 500-Jahr-Jubiläum der Täuferbewegung teil.
Text:
Mennonitische Weltkonferenz/Simon Rindlisbacher