Mennoniten? Täufer? Taufgesinnte?
Die Mennoniten sind Teil der weltweiten Täuferbewegung. Diese Bewegung hat ihre Ursprünge in verschiedenen Aufbrüchen im Rahmen der Reformation im Europa des 16. Jahrhundert und gehört zu den Kirchen, die aus der Reformation hervorgingen.
Es ist bis heute eine Frage der historischen Forschung, ob und wie diese Bewegung als Einheit zu fassen ist und was ihre unterschiedlichen lokalen Ausprägungen kennzeichnet. Dementsprechend gibt es auch viele Bezeichnungen. «Wiedertäufer» war eine diffamierende Bezeichnung, eine Zuschreibung durch die Gegner der Bewegung; die Bezeichnung wird heute kaum mehr verwendet. Das französische oder englische Pendant «Anabaptistes»/«Anabaptists» hingegen wird heute als Oberbegriff verwendet, unter den die gesamte Bewegung gefasst wird. In der Schweiz haben sich die Begriffe «Täufer», «täuferisch» etabliert, um die gesamte Bewegung zu bezeichnen, die über die Mennoniten hinausgeht.
In den frühen Jahrhunderten wurden die Täufer in der Schweiz und in Süddeutschland als «Schweizer Brüder» bezeichnet, von ihnen spalteten sich 1693 unter der Führung von Jakob Ammann die Amischen ab, eine Gruppierung, die man heute hauptsächlich in Nord-Amerika findet. Später nannten sich die Täufer in der Schweiz «Altevangelische Taufgesinnte»; die Bezeichnung war bis weit ins 20. Jh. hinein gebräuchlich und wird auch heute noch gelegentlich verwendet.
Die Bezeichnung «Mennoniten» nimmt Bezug auf den niederländischen täuferischen Reformator Menno Simons (1496 – 1561), der im Gebiet der heutigen Niederlande und Norddeutschland tätig war und den verschiedenen Gruppierungen der Täufer in diesen Gebieten ihr Gepräge gab. Der Begriff «Mennoniten» wurde aber schon bald auch für Gruppen der Täuferbewegung verwendet, die historisch nicht aus den Gruppen um Menno Simons hervorgingen.
1925 fand eine erste Weltversammlung der Kirchen, Gemeinden und Bewegungen statt, die sich auf die Täuferbewegung des 16. Jh. zurückführten; aus ihr ging die Mennonitische Weltkonferenz (MWK) hervor. Mit dieser Organisation etablierte sich der Begriff «Mennoniten» zunehmend auch in der Schweiz.
In der MWK sind ein Teil der weltweiten täuferischen Kirchen miteinander verbunden. 1983 wechselte die Konferenz in der Schweiz ihren Namen von «Konferenz der altevangelischen Taufgesinnten Gemeinden (Mennoniten) der Schweiz» zu «Konferenz der Mennoniten der Schweiz (Alttäufer)», womit sie unter anderem auch ihre Verbundenheit mit der weltweiten Gemeinschaft der Täufer zum Ausdruck brachte.
Täufer weltweit heute
Die MWK nennt als ihre Vision:
- Die Mennonitische Weltkonferenz ist gerufen, eine Kommunion (Koinonia)
- von dem Täufertum verwandten Kirchen zu sein,
- die miteinander verbunden sind
- in einer weltweiten Glaubensgemeinschaft
- zu Gemeinschaft, Anbetung, Dienst und Zeugnis.
Die Kirchen der Weltkonferenz teilen miteinander Überzeugungen, die sie als die Gemeinsame Überzeugungen festgehalten haben.
Die Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS) behält in der weltweiten Gemeinschaft einen besonderen Platz, viele Täufer in der ganzen Welt führen ihre Ursprünge auf die Ereignisse in der Reformation in den Gebieten der Schweiz zurück (u.a. Zürich, Emmental). Auf eumen.net findet man einen Überblick über die Mennoniten in den verschiedenen Ländern Europas. Weltweit gesehen liegen die Schwerpunkte der Bewegung heute aber ausserhalb Europas. Die zahlreichsten Gemeinschaften der Täuferbewegung liegen heute in Nordamerika und Afrika. Die Meserete Kristos Kirche in Äthiopien ist heute eine der grössten Kirchen der MWK. Präsent ist die Bewegung auf allen Kontinenten.
Das spiegelt sich auch in den Sprachen wider: Während früher ein Grossteil der Mennoniten Deutsch zumindest als Zweitsprache beherrschten, sind heute die offiziellen Sprachen der MWK Englisch, Französisch und Spanisch. Die deutschsprachigen Mennoniten sind heute eine Minderheit in der weltweiten Gemeinschaft, die in vielen Kulturen beheimatet ist.
Zur Bewegung der Täufer werden heute ca. 2,2 Mio getaufte Mitglieder gezählt. Nur ein Teil ihrer Kirchen gehört zur Mennonitischen Weltkonferenz. Neben den Mennoniten gehören zur MWK die Brüder in Christo (Brethren in Christ) und die Kirche der Brüder (Church of the Brethren) und weitere kleinere Verbände.
Andere, wie die Amischen, die Hutterer mit ihren Bruderhöfen, Old Order Mennonites und Altkolonier, haben sich der Weltkonferenz nicht angeschlossen; viele dieser Bewegungen stehen in einem guten Verhältnis zur MWK und unterhalten informelle Beziehungen zur weltweiten täuferischen Geschwisterschaft.
Die Interaktive Karte zeigt die heutige Verbreitung der Kirchen der MWK.
Die Mennoniten gehören zu den Historischen Friedenskirchen. Zu dieser Gruppe werden jene Kirchen gezählt, welche in Ablehnung von Gewalt in der Regel den Kriegsdienst verweigern und am Pazifismus der frühen Kirche festhalten. Zu ihnen werden heute die Quäker (Gesellschaft der Freunde) und die Church of the Brethren gezählt.
Mehr Information zur Friedenstheologie .
Diverse mit der MWK verbundene Organisationen sind in der Friedensarbeit aktiv, z.B. Christian Peacemaker Teams (CPT).
Eng mit der Entstehung der Mennonitischen Weltkonferenz verbunden ist die Entstehung von Hilfsorganisationen. Durch sie wird die weltweite Solidarität gelebt, ihre Einsatzorte sind aber nicht auf täuferische Gemeinschaften beschränkt, sie agieren heute mehrheitlich unter nicht-mennonitischen Gemeinschaften. Eines der wichtigsten dieser Hilfswerke ist das Mennonite Central Comittee (MCC).