Wie kann Frieden in einer von Krieg und Ungerechtigkeit geprägten Welt gestaltet werden? Diese Frage stand im Zentrum einer Konsultation der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), die Anfang Dezember 2024 in Warschau stattfand. Kirchenvertreterinnen und -vertreter aus ganz Europa, darunter auch aus der Ukraine, diskutierten das Konzept des gerechten Friedens als Antwort auf die traditionelle Lehre vom gerechten Krieg.
Rund 80 Teilnehmende kamen zusammen, um theologischen, ethischen und praktischen Fragen nachzugehen. Besonderes Gewicht lag auf den Stimmen der ukrainischen Kirchen, die ihre Erfahrungen und Perspektiven einbrachten. Pastor Ihor Bandura von der Baptistenunion sagte: «Selbstverteidigung ist für viele Kirchen und Pastoren von einem Tag auf den anderen zur Realität geworden. Die Kirche muss sich auch in Zeiten des Widerstands weiterhin für Versöhnung und Friedensbildung einsetzen. Sie muss die Möglichkeit eines Friedens für morgen kultivieren.» Die Diskussion zeigte, wie herausfordernd es ist, Gewaltlosigkeit und Selbstverteidigung in Einklang zu bringen. Die KEK wies in ihren Schlussfolgerungen auf die Verantwortung der Kirchen hin, Gerechtigkeit und Frieden zu fördern, und rief zur Solidarität mit der Ukraine auf.
Aus mennonitischen Kreisen nahm neben Fernando Enns, Professor in Hamburg und Amsterdam und Experte für ökumenische Friedensarbeit, auch Neal Blough teil. Das Mitglied der Friedenskommission der Mennonitischen Weltkonferenz, vertrat die christliche Friedensorganisation Church and Peace. Nach dem Anlass hob Blough hob die Bedeutung der ökumenischen Zusammenarbeit hervor: «Ohne ernsthafte Zusammenarbeit über konfessionelle Grenzen hinweg wird die Stimme der Christen wenig Gewicht haben.» Für ihn ist die ökumenische Arbeit ein Zeichen der Hoffnung. Die Konsultation habe gezeigt, dass Kirchen trotz unterschiedlicher Traditionen bereit seien, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Neal Blough kam zudem zum Schluss, dass die Idee des gerechten Friedens wohl langfristig gedacht werden müsse: «Frieden und gewaltfreies Handeln werden vor allem vor und nach bewaffneten Konflikten vorbereitet. Wenn ein Krieg ausbricht, ist Gewaltlosigkeit oft keine Option mehr – zumindest nicht gegen einen brutalen Feind wie Putin.» (Täuferisches Forum für Frieden und Gerechtigkeit/SR)
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