Vor der Weltversammlung der Mennonitischen Weltkonferenz im Juli fand in Indonesien auch der Weltjugendgipfel statt. Lukas Sägesser aus der Evangelischen Mennonitengemeinde Schänzli hat die Schweiz dort als Delegierter vertreten. Im Interview erklärt er, wieso sich für ihn die Teilnahme gelohnt hat.
Wieso hast du am Weltjugendgipfel und an der Weltversammlung in Indonesien teilgenommen?
Ich war schon 2015 an der Versammlung in Pennsylvania dabei, die ich in sehr guter Erinnerung habe. Die einzigartige Stimmung dieses weltweiten Familientreffens wollte ich wieder erleben.
Mit wem bist du hingereist?
Ich schloss mich einer Reisegruppe vom Jugendwerk der süddeutschen Mennonitengemeinden (Juwe) und von der Mennonitischen Jugend Norddeutschland (MJN) an. Das sind die deutschen Pendants zur MJKS. Zusammen waren wir eine überschaubare Gruppe von sieben Leuten zwischen 18 und 28 Jahren.
Wie hat dort dein Tag ausgesehen?
Vor der Hauptkonferenz besuchten wird den Jugendgipfel, sozusagen die Weltversammlung der 18 bis 30-Jährigen. Nach dem Frühstück gab es immer eine Plenarveranstaltung mit einer Anbetungszeit und einem geistlichen Input. Die Anbetungszeit wurde jeweils von den Delegierten eines Kontinents vorbereitet wurde. Anschliessend gab es Workshops. Für diese hatte ich allerdings keine Zeit, da ich als Schweizer Delegierter an den Treffen mit allen anderen Delegierten war. Am Nachmittag gab es eine zweite solche Session. Am Abend gab es dann noch eine Plenarveranstaltung mit Worship und Predigt. An der Hauptkonferenz war ich dann sozusagen ein «gewöhnlicher» Teilnehmer, der neben den Plenarveranstaltungen auch Workshops und Nachmittagstouren durch die Umgebung besuchen konnte.
Welche Veranstaltungen der Weltversammlung sind dir besonders in Erinnerungen geblieben?
Die Delegiertentreffen waren sicher die intensivste Zeit während dem Jugendgipfel und der Hauptkonferenz. In diesen Sessions diskutierten wir viel und tauschten über das Leben in unseren sehr unterschiedlichen Kontexten aus. Im Zentrum standen vor allem Herausforderungen und Probleme, mit welchen die Kirchen und die jungen Mennos in den verschiedenen Ländern konfrontiert sind. Das war interessant, besonders dann, wenn sich das Erzählte stark von den eigenen Erfahrungen unterschied, zum Beispiel mit Problematiken wie Arbeitslosigkeit, Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Kirche oder staatlicher Repression. Es war aber auch interessant zu sehen, worin sich die Erfahrungen sehr ähnelten. So ist es überall eine Herausforderung zu klären, wie die jüngere Generation in die Kirche eingebunden werden kann oder soll. Erhalten die Jungen genügend Einbringungsmöglichkeiten? Werden diese Möglichkeiten auch genutzt? Wie kann sich die Kirche weiterentwickeln, so dass sie für die Jungen weiterhin relevant und attraktiv bleibt? Und wie bleibt sie trotzdem auch noch die Kirche der älteren Generationen? Ich bin nicht mit Antworten auf all diese Fragen von Indonesien zurückgekommen. Aber es war sehr wertvoll, miteinander aus verschiedenen Perspektiven darüber nachzudenken und die gegenseitige Unterstützung zu spüren.

Lukas Sägesser hat die Schweiz am Weltjugendgipfel als Delegierter vertreten. Er ist Mitglied der Evangelischen Mennonitengemeinde Schänzli.
Wie hast du Land und Leute in Indonesien erlebt?
Auf einer Reise, wie ich sie erlebt habe, gewinnt man einen anderen Einblick in ein Land als ein gewöhnlicher Tourist. Ich war vor allem mit den mennonitischen Geschwistern aus Indonesien in Kontakt. Diese haben uns mit grosser Begeisterung und Gastfreundschaft aufgenommen. Das erlebten wir besonders an der sogenannten «verstreuten Konferenz» im Anschluss an die Hauptversammlung, als wir eine lokale Kirche besuchten und von den Leuten einen Einblick in ihren Kirchenalltag und ihre Umgebung erhielten. Gleichzeitig war es auch eindrücklich, die kulturelle und religiöse Vielfalt Indonesiens zu sehen. Vor der Konferenz verbrachten wir ein paar Tage auf Bali, das grossmehrheitlich hinduistisch ist. Die Religiosität der Leute ist nicht zu übersehen, wenn man durch die Strassen geht. Alle paar Meter findet man kleine Plättchen mit Opfergaben für die Götter und vor den Häusern sind kleine Schreine aufgebaut. Auf Java hingegen, wo die Weltversammlung stattfand, ist der Islam viel verbreiterter, was man spätestens dann bemerkt, wenn die Muezzins zu ihren Gebetsrufen anheben.
Warum hat sich die Teilnahme für dich gelohnt?
Die Teilnahme hat sich gelohnt, weil sie mich wieder die weltweite Gemeinschaft erleben liess, von der wir Teil sind. Man kommt in Kontakt mit Menschen aus der ganzen Welt und kann mit ihnen ein Stück ihres und des eigenen Lebens teilen. Diese Erfahrung war für mich nicht komplett neu, da es ja bereits meine zweite Weltversammlung war. Aber es war wertvoll, sie wieder aufzufrischen.
Interview:
Simon Rindlisbacher